Voll zur Sache
Bei der Südbadischen EM der U12 war am Samstag, 7. Februar, in Tiengen vor allem eines gefragt: Biss, Durchsetzungsvermögen und Nervenstärke.
Gegen aggressive Gegner, die es mit der Härte teilweise übertrieben, setzten sich unsere Judoka erfolgreich zur Wehr. Von den sieben Qualifizierten schafften sechs den Sprung zur Badischen EM am 28. Februar.
Bei den Mädchen präsentierte sich Ellen Gerspacher (-28) in Topform: Sie wartete nicht ab, sondern griff sofort an. Damit überraschte sie ihre Gegnerinnen im Pool: Ob O-soto-gari, O-goshi oder Taio-toshi - Ellen brachte ihre Techniken ein ums andere Mal durch. Gab es dafür nicht Ippon, beendete sie ihre Kämpfe im Haltegriff. So wurde sie mit drei vorzeitigen Siegen Poolgewinnerin und stand im Halbfinale gegen die Zweitplatzierte des anderen Pools. Hier behielt sie ihr hohes Risiko bei und griff erneut beherzt an. Dabei geriet sie jedoch bei einem Angriff in Rückenlage, was ihre Gegnerin dazu einlud, mit O-soto-otoshi dagegenzuhalten. Bis zu diesem Zeitpunkt war ihrer Kontrahentin nicht viel geglückt. Aber es zeigte sich wieder einmal: Im Jude genügt eben eine gute Aktion, die zum Ippon führt, um einen Kampf zu gewinnen. Nach der Halbfinalniederlage war Ellen automatisch Dritte in ihrer Gewichtsklasse.
Wie schon bei der Hochrheinmeisterschaft, so war auch auf Bezirksebene die Klasse bis 36 Kilo, in der für uns Fabienne Läufer antrat, mit 13 Starterinnen bei den Mädchen am stärksten besetzt. Als Hochrheinmeisterin trat Fabienne selbstbewusst auf die Matte, musste aber im ersten Kampf eine Niederlage durch Waza-ari hinnehmen. Leider konnte sie den Rückstand, in den sie nach einer Unachtsamkeit am Anfang des Kampfes geraten war, nicht mehr aufholen, obwohl sie mächtig aufs Tempo drückte. Ihre gewohnte Stärke und Aggressivität zeigte Fabienne dann in der Trostrunde, wo sie den nächsten Kampf mit einem Ippon gewann, den sie für einen tollen, links angesetzten O-goshi erhielt. Nach einem weiteren Sieg, den sie mit Waza-ari errang, stand Fabienne im kleinen Finale um Rang drei gegen eine enorm starke Gegnerin aus Freiburg. Wiederholt schaffte Fabienne die Befreiung aus einem Haltegriff, so dass sie das Gefecht bis zum Ende offen halten konnte. Der Kampfrichterentscheid fiel dann zu Recht zugunsten ihrer Gegnerin aus, die die Aktivere war. Rang fünf konnte sich für Fabienne aber sehen lassen.
Leider hatte es Mona Magaginski (bis 52) nur mit einer Gegnerin zu tun. Mara Schierhuber aus Haltingen trat im Vergleich zur Kreismeisterschaft nun eine Klasse höher an und ging gegen Mona wie gewohnt voll zur Sache. Mona zeigte aber, dass auch die Haltingerin bezwingbar ist. Schnelles, kompromissloses Durchziehen der guten Ansätze – dann wäre ein Sieg drin gewesen. Alles andere - Motivation, Biss und Kraft – war bei Mona vorhanden. So nutzte aber die Gegnerin einen zu großen Ausfallschritt von Mona, um sie mit O-goshi zu werfen. Mona landete so auf dem Silberrang.
Bei den Jungen musste als Erster Julien Morgenstern in der stark besetzten Klasse bis 31 Kilo auf die Matte. Den Auftakt gestaltete Julien ausgeglichen, gleichwohl musste er nach einem blitzschnellen Eindreher seines technisch versierten Gegners einen Ippon hinnehmen. Im ersten Trostrundenkampf zeigte Julien dann eine ganz starke Leistung: Er beschäftigte seinen Gegner permanent, blieb aufrecht und suchte immer wieder die Chance zum Wurf. Einmal kam er mit einem Taio-toshi durch, für den es Waza-ari gab. Danach agierte Julien clever, behielt die nur noch 25 Sekunden anzeigende Uhr im Hinterkopf und brachte die Wertung über die Zeit. Am Ende war es jedoch knapp, denn praktisch mit dem Gong gelang seinem Gegner ein Haltegriffansatz am Boden, der aber nicht mehr zählte. Da hieß es durchatmen! Den nächsten Kampf gestaltete Julien dann klarer: einem fulminanten Eindreher, für den es Waza-ari gab, ließ er einen O-soto-gari folgen, den der Kampfrichter mit Ippon bewertete. Damit stand auch Julien im kleinen Finale, das er zunächst dominierte. Dann aber wurde er ungeduldig und ließ sich zu riskanten Ansätzen aus der Vorwärtsbewegung verleiten, von denen sein Gegner einen für einen Wurf ausnutzen konnte, der ihm Ippon einbrachte. Rang fünf war dennoch ein tolles Ergebnis, zumal bei Julien erneut eine klare Steigerung zu erkennen war. Wenn er seinen aufrechten, offensiven Kampfstil beibehält, dann ist da noch Einiges möglich!.
Ein verbissenes Gefecht lieferte Rouven Büchelin (bis 34) seinem ersten Gegner, dem er schließlich mit Ippon im Haltegriff unterlag. Enorm wichtig war dann sein Sieg im ersten Trostrundenkampf. Hier zeigte er einen fast lehrbuchmäßigen Taio-toshi links, für den es zwar „nur“ Waza-ari gab, an den Rouven jedoch einen Haltegriff anschloss, aus dem es für seinen Gegner kein Entrinnen gab. Im nächsten Kampf kam dann aber die Ernüchterung: Einen umstrittenen Shido wegen Fassens über dem Arm des Gegners gegen sich, mit dem Rouven haderte, brachte ihn zu sehr aus dem Konzept. Bis zum Schluss gelang Rouven trotz verzweifelter Bemühungen keine Wertung mehr, so dass er den Kampf schließlich denkbar knapp mit Shido verlor. Damit sprang am Ende der siebte Rang heraus.
Über seine Grenzen hinausgehen musste Linus Hollnagel, von einer Grippe geschwächt, in der Klasse bis 37 Kilo. Nach einem Freilos in der ersten Runde stürmte er, wie schon auf Kreisebene, in seinem ersten Kampf zu ungestüm auf seinen Gegner zu, der ihn werfen konnte. Linus schaffte es gerade noch, sich kurz vor der Landung auf den Bauch zu drehen und war nun gewarnt. Seinen nächsten Angriff, einen links angesetzten O-goshi, bereitete er besser vor - und hatte sogleich durchschlagenden Erfolg mit Ippon!. Damit stand Linus im Halbfinale, wo er klar der dominierende Kämpfer war. Leider interpretierten die Kampfrichter ein theatralisches Sich-nach-hinten-Fallenlassen des Gegners als Tani-otoshi (obwohl Linus selbst stehen blieb!) und bestraften dies mit Shido. Deshalb musste Linus das Risiko erhöhen, wodurch er in einen Wurf lief, für den sein Gegner Waza-ari erhielt. Doch auch den hätte Linus wett gemacht, wenn seine letzte Aktion, mit der er seinen Gegner voll auf den Rücken knallte, Ippon erhalten hätte. Er hatte eine Art Ko-soto-gake angesetzt, mit dem Gesicht zum Gegner, was die Kampfrichter aber nach kurzer Diskussion erneut als unerlaubten Konter werteten, für den es Shido gab. Damit kam es zum kleinen Finale zwischen Linus und einem Kämpfer aus Kehl, der seine erkennbaren technischen Defizite mit übertriebener Härte wettmachen wollte. Er ging am Boden sofort an den Hals, bog das Genick von Linus nach hinten und verpasste ihm eine blutige Kratzwunde quer über die Brust. Trotz Protesten nicht nur von Hebbi, sondern auch zahlreicher Beobachter anderer Klubs, wurde der Kehler aber nicht bestraft! Im Gegenteil: Linus war es, der für einen Tani-otoshi-Ansatz (diesmal war es einer) einen Shido erhielt! Groß war dann der Jubel rund um die Matte, als Linus es wenige Sekunden vor Kampfende am Boden schaffte, seinen Gegner mit einem Kraftakt in einen Haltegriff zu zwingen und dann „festzunageln“. Vom Kampf gezeichnet, aber glücklich über Bronze, ging Linus als Sieger von der Matte.
Am längsten auf seinen Kampf warten musste einmal mehr Peter Mau (bis 50). Seinem einzigen Gegner, der deutlich größer war als er, verlangte er alles ab. Sein Kontrahent verfügte aber über einen sehr guten Stand und wartete nur auf eine Instabilität von Peter, die er für einen Wurf ausnutzte. Auch für Peter war es schade, dass er keine weitere Gelegenheit erhielt, sich zu beweisen. Am Ende durfte er Silber mit nach Hause nehmen.
Südbadische EM U12 am 7.2. in Tiengen:
2. Plätze: Mona Magaginski (bis 52), Peter Mau (50)
3. Plätze: Ellen Gerspacher (28), Linus Hollnagel (37)
5. Plätze: Fabienne Läufer (-36), Julien Morgenstern (-31)
7. Platz: Rouven Büchelin (-34)