Nicht unser Wochenende
Süddeutsche Einzelmeisterschaft der U15 am 17. Und 18. Oktober in Mainburg
Die Reise zur Süddeutschen Einzelmeisterschaft der U15 im bayrischen Mainburg, zu der unsere qualifizierten Kämpfer Florian Sigmund, Annabel Sigmund, Leonie Karkoschka, Anka Koller, Hannah Pfahler und Jana Scharfenstein (Ayleen Bissor war leider erkrankt), die Eltern Beate und Günter Koller, Harald Sigmund, Cordula Karkoschka, Dorothee Pfahler, Alexandra und Wolfgang Scharfenstein sowie die Trainer Tina Fredrich und Herbert Frey anreisten, war – ganz unabhängig vom Ergebnis – eine tolle Erfahrung für alle Beteiligten.
Der Zusammenhalt war bestens und auch der Einsatz stimmte. Wettkampfluft auf allerhöchster Ebene zu schnuppern und zu erkennen, dass man sich vor den Besten aus Baden, Württemberg und Bayern keinesfalls zu verstecken braucht, wird unsere Judoka weiterbringen. Zu vorderen Platzierungen gehört aber immer auch etwas Wettkampfglück – und dieses war an diesem Wochenende ganz gewiss nicht auf unserer Seite.
Florian Sigmund (bis 60 Kilo) hatte es gleich in der ersten Runde mit dem bayrischen Meister Mohammed Schwäbisch (TSV Großhadern) zu tun, der im Gegensatz zu den meisten anderen bayrischen Athleten nicht extrem aggressiv agierte, sondern eher ruhig und abwartend kämpfte. So kam Florian, der selbstbewusst auftrat, zu einigen Chancen, die sein Gegner aber parieren konnte. Wenn sich eine Chance zum Angriff bot, dann war der bayrische Meister aber brandgefährlich. Eine dieser Gelegenheiten nutzte der Großhaderner dann auch für einen explosiven, links angesetzten Seoi-nage, für den es Ippon gab. Der bayrische Meister setzte sich dann übrigens auch gegen alle anderen Gegner mit diesem Kampfstil durch und wurde süddeutscher Meister. Florian musste also in die Trostrunde und traf dort auf Timon Frikel, den baden-württembergischen Vizemeister vom TSV Freudenstadt, der sich als sehr konterstark erwies. Ein Ura-nage, für den Frikel Ippon erhielt, brachte dann auch den Erfolg für den Württemberger, der Florian damit aus dem Turnier warf, der sich aber keinerlei Vorwurf machen kann.
Auch die Mädchen erwischten allesamt am Sonntag dann extrem starke Auftaktgegner. In der Klasse bis 40 Kilo traf Leonie Karkoschka, die am Abend zuvor sowie am Morgen im Hotel komplett auf Essen verzichtet und sogar die Waage von zuhause mitgebracht hatte, um ihr Gewicht zu kontrollieren, zu Beginn auf die bayrische Meisterin Bettina Bauer (Großhadern). Leonie brachte Bauer mit Einhängern zunächst in Verlegenheit, bevor sie die Gegnerin mit einem links angesetzten O-soto-gari überraschte, für den es Ippon gab. In der Trostrunde gegen Sabrina Kern vom JSV Nürtingen versuchte Leonie, die Initiative nicht der Gegnerin zu überlassen – so, wie Tina dies gefordert hatte. Dennoch konnte sie nicht vermeiden, dass ihre Gegnerin sie mit einem O-goshi Ippon warf. Damit war das Turnier auch für Leonie, die im vergangenen Jahr noch die Bronzemedaille gewonnen hatte, zu Ende.
Mit enormem Kampfgeist ging auch Annabel Sigmund in dieser Gewichtsklasse zu Werke. Sie kann noch zwei Jahre in der U15 kämpfen und trat ohne Respekt auf die Matte. Katinka Kuhlmann (TV Altdorf) ließ Annabel aber nicht zur Entfaltung kommen. Die bayrische Vizemeisterin demonstrierte, dass man nicht unbedingt spektakulär kämpfen muss, um erfolgreich zu sein. Ihr gelangen zwei Waza-ari gegen Annabel, die den Kampf vorzeitig beendeten. In der Trostrunde konnte sich Annabel nach Tinas eindringlichem Appell, mit eigenen Angriffen nicht lange zu warten, nochmals steigern. Mit einem tollen O-goshi, den sie links ansetzte und voll durchzog, belohnte sich Annabel im Kampf gegen Sina Kirchmeier ((JSV Nürtingen). Sie bekam Ippon und kam damit eine Runde weiter. Leider war danach Larissa Greis (TV Sinzheim) Endstation. Aber mit Rang sieben erzielte Annabel ein hervorragendes Ergebnis.
Wie Annabel, so zeigten auch Hanna Pfahler und Anka Koller (beide bis 48) Stärken im Boden (vor allem beim Einsetzen der Beinklammer). Anka hielt in der ersten Runde gegen die bayrische Vizemeisterin Amina Bornhäuser (Kodokan München) voll dagegen, musste dann aber einen Ippon hinnehmen, den ihre Gegnerin für einen Uchi-mata erhalten hatte. Auch in der Trostrunde wurde Anka für ihren Einsatz nicht belohnt. Mit dem ersten vernünftigen Ansatz, einem O-soto-gari, kam ihre Gegnerin Nicole Deyerling (JC Münchberg) durch, die damit den Kampf gewann. Hannah hatte es zum Auftakt gleich mit der bayrischen Meisterin Vanessa Stecher (Großhadern) zu tun, der sie selbstbewusst begegnete. Gleichwohl konnte sie die Niederlage nicht vermeiden. In der Trostrunde trat sie noch beherzter auf. Wie von Tina gefordert, gehörte der erste Ansatz, ein starker Seoi-nage, Hannah, die den Wurf aber leider nicht durchziehen konnte. Ihre Gegnerin Celina Höfer (JC Weiden) zwang Hannah schließlich im Bodenkampf mit einem Gyaku-juji-gatame zum Abschlagen.
Großes Pech hatte unsere badische Meisterin Jana Scharfenstein (+63 Kilo) an ihrem 13. Geburtstag. Sie konnte leider nicht ihr Können zeigen, da sie sich gleich im ersten Kampf gegen Clara Widmann (PSV Bamberg) am großen Zeh verletzte. Sie ließ sich deshalb von einem Wurf überraschen, an den die Gegnerin einen Haltegriff anschloss. Da ihr Zeh stark anschwoll, musste Jana sogar ins Krankenhaus, wo dann eine Kapselverletzung, aber zum Glück kein Bruch, diagnostiziert wurde.
Insgesamt zeigte sich: Auf diesem hohen Niveau sind Erfolge nur möglich, wenn man auch Wurfansätze, die nicht optimal sind, konsequent und geradezu gnadenlos durchzieht. Wer einen Ansatz auf halbem Wege abbricht oder gar versucht, nach einem halbherzig angesetzten Eindreher wieder „herauszudrehen“, der zieht den Kürzeren und wird weggekontert. Auch sind im Boden Hebeltechniken wieder stark im Kommen. Nicht zuletzt war auffällig, dass bereits in diesem Alter, vor allem seitens der bayrischen Kämpfer, bei eigener Führung taktisch gekämpft wird.
Ein großer Dank – und abends im Hotel natürlich ein Ständchen sowie einige Präsente – gingen an Tina, die für die süddeutschen Meisterschaften eigens ihr Geburtstagsfest am Samstag verschoben hat, um ihre Schützlinge engagiert zu coachen.
Süddeutsche Einzelmeisterschaft der U15 am 17. Und 18. Oktober in Mainburg
7. Platz: Annabel Sigmund (bis 40)
9. Plätze: Florian Sigmund (bis 60), Leonie Karkoschka (bis 40), Hannah Pfahler (bis 48), Anka Koller (bis 48), Jana Scharfenstein (+63)



