Auf Kleinigkeiten kommt es an

Tolles Aufgebot der Efringer Judoka

 

Schnelle Siege mit Ippon sah man bei den Süddeutschen Meisterschaften der U15, die am 21. Und 22. Oktober in Pforzheim ausgetragen wurden, kaum. Die meisten Duelle waren hart umkämpft, so dass auch für unsere qualifizierten Kämpfer klar war, dass bei diesem Turnier gegen die Besten aus Baden, Württemberg und Bayern jede Aktion entscheidend sein kann und man sich kaum Fehler erlauben darf.  Am Samstag war Linus Hollnagel (bis 43) an der Reihe, der sich gleich in seinem ersten U15-Jahr für diese höchste Wettkampfebene qualifizieren konnte – und das in einer überaus stark besetzten Gewichtsklasse. Obwohl er bei der Badischen Bronze geholt hatte, traf er gleich in der ersten Runde auf den bayrischen Meister Lucas Kuttalek (JC Achental), einen Braungurtträger. Mit enormem Selbstbewusstsein und aggressiv wie immer ging Linus in den Kampf, in dem sein Gegner schnell erkannte, dass  er enorm auf der Hut sein musste. Zunächst lagen die Vorteile auch bei Linus, der im Bodenkampf einen Waki-gatame ansetzen konnte, dem sein Gegner erst in letzter Sekunde entging. Bei der nächsten Aktion im Boden geriet Linus dann in einen Haltegriff, aus dem es kein Entrinnen zu geben schien. Doch Linus schaffte mit einer Kraftanstrengung die Befreiung, musste aber durch die Haltegriffzeit einen Waza-ari gegen sich hinnehmen. Dies zwang ihn dazu, das Risiko zu erhöhen, während sein Gegner erst mal abwartete. Am Ende schaffte der bayrische Meister dann doch noch gegen den immer offensiver anstürmenden Linus einen Ippon für einen links angesetzten Tai-otoshi. Linus konnte aber mit der Gewissheit in die Trostrunde gehen, einen tollen Auftaktfight geliefert zu haben. Der erste Trostrundenkampf gegen  Florian Exner aus Unterhaching verlief dann etwas unglücklich. Linus, den der erste Kampf viel Kraft gekostet hatte, griff gleich wieder an – diesmal mit einem O-uchi-gari, einer für ihn eher ungewöhnlichen Fußtechnik. Dabei geriet er leicht ins Hohlkreuz, so dass ihn sein Gegner nach hinten kontern konnte. Für diesen Konter gab es gleich Ippon, eine Wertung, mit der Linus gar nicht einverstanden war. In der Tat war der Konter alles andere als dynamisch und kontrolliert. Dennoch war der Ippon wohl noch vertretbar. Damit war Linus ausgeschieden und landete unter den 15 Kämpfern seiner Klasse auf Rang neun. Mit etwas mehr Wettkampfglück wäre noch mehr drin gewesen. Aber angesichts der Tatsache, dass Linus dem jüngsten von drei Jahrgängen der U15 angehört, lieferte er eine hervorragende Meisterschaftssaison ab.

Bei den Mädchen am Sonntag war Annabel Sigmund (bis 48) die erste, die auf die Matte gehen musste. Ihre Klasse war mit 16 Kämpferinnen voll belegt. In Runde eins wartete Mara Frasch aus Nürtingen, die gegen eine offensive Annabel keine Chance hatte. Zwar war der erste Ansatz von Annabel noch etwas halbherzig. Den zweiten links angesetzten Eindreher zog sie dann aber voll durch und landete einen Waza-ari, an den sie einen Haltegriff anschloss, der zum Ippon führte. Mit dem Kampfstil ihrer nächsten Gegnerin, der Württembergischen Meisterin Carina Hartmann (Backnang), kam Annabel dann leider nicht so gut zurecht. Obwohl sie Chancen hatte, selbst einen Eindreher oder einen Konter anzusetzen, schaffte sie keine Wertung und musste schließlich einen Ippon gegen sich hinnehmen. Annabel setzte einen Konter an, ihre Gegnerin schaffte es aber, im Fallen mit dem Fuß einzuhängen, so dass sie für einen O-uchi-gari die Wertung bekam. In der Trostrunde hatte es Annabel mit der enorm aggressiven Raisa Stoian (Fürth) zu tun, die ihre erkennbaren technischen Defizite durch „wildes“ Zerren wettzumachen versuchte. Leider gelang es Annabel nicht, mit sauberen Techniken dagegenzuhalten, so dass sie eine knappe Niederlage hinnehmen musste. Auch sie landete auf Rang neun.

Zweite Starterin in der Klasse bis 48 Kilo war Emma Gadesmann, die es als Jüngste in unserem Mädchenteam zur Süddeutschen geschafft hatte. Beherzt ging sie zu Werke, musste aber im ersten Kampf Sabrina Weidner (Hohenthann) den Sieg überlassen.  Emma versuchte es mit ihrer Lieblingstechnik, dem Ko-soto-gake, stieg dann aber zu schnell aus der Technik wieder aus. Die Ansätze jedenfalls waren, auch im Trostrundenkampf gegen  Patricia Ahlborn (Judoschule Roman Baur Stuttgart), hervorragend. Jedoch musste sie auch im zweiten Kampf erkennen, dass es noch etwas an Erfahrung und auch an einer zweiten und dritten Wettkampftechnik fehlt. Sie bewies aber, dass sie ein vielversprechendes Talent ist. Für sie stand das Sammeln von Erfahrung im Vordergrund.

In der Klasse bis 52 Kilo war das Feld mit 16 Teilnehmerinnen ebenfalls enorm stark. Mittendrin Jennifer Piper, die in der ersten Runde gegen Philine Brodnig vom TSV Großhadern einen denkwürdigen Kampf lieferte. Die stürmischen, überfallartigen Eindreher ihrer Gegnerin konterte Jennifer eiskalt mit Tani-otoshi, so dass sie kurz nach Kampfbeginn bereits mit zwei Waza-ari in Führung ging. Danach entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, den Jennifer klar für zu entscheiden schien. Denn zwischenzeitlich lag sie mit 4:2 Waz-aris in Führung. Mit dem Schlussgong schaffte ihre Gegnerin aber noch den 4:4 Ausgleich und gewann damit das Gefecht, weil sie einen Shido, Jennifer aber zwei auf ihrem Konto hatte. Acht Waza-ari und drei Strafen in drei Minuten – Leerlauf herrschte in diesem Kampf wahrlich nicht! Jennifer steckte diese mehr als unglückliche Niederlage gut weg und drehte in der Trostrunde unvermindert stark auf. Von Cristina Hammer (Sindelfingen) jedenfalls ließ sie sich nicht aufhalten: Einem fulminanten Konter, für den es durchaus Ippon hätte geben können, folgten starke Aktionen im Boden. Jennifer nahm ihre Gegnerin, die sich in die Bank retten wollte, regelrecht „auseinander“ und zwang sie schließlich in einen Haltegriff, den sie souverän bis zum Ippon hielt. Dasselbe Bild dann im nächsten Kampf gegen Eliza Istrefi (Kustusch Stuttgart): Jennifer nahm ihre Gegnerin im Boden in die Beinklammer und arbeitete sich dann aus der eigenen Rückenlage in einen Tate-shiho-gatame, der ebenfalls mit Ippon belohnt wurde. Gegen Michelle Schönberg (Heidelberg) stand Jennifer dann vor dem Einzug ins kleine Finale, den sie leider knapp verpasste. Diesmal hatte ihre Gegnerin im Bodenkampf das bessere Ende für sich. Jennifer konnte sich am Ende über eine ausgeglichene Kampfbilanz und Rang sieben freuen.

Letzte im Bunde war Lena Riegert, die schon vor dem Kampf enormen Biss zeigte und noch „abkochte“, um das Limit von 57 Kilo zu bringen. Einfach klasse dann ihr erster Auftritt gegen Braungurtträgerin Lotta Engel (Vaihingen). Auch von einem Shido, den sie wegen Heraustretens aus der Kampffläche erhalten hatte, ließ sich Lena nicht aus dem Konzept bringen und setzte konsequent O-uchi-gari an. Einer dieser Ansätze kam schließlich auch spektakulär. Ihre Gegnerin landete voll auf dem Rücken und Lena gewann mit Ippon. Leider knallte Lena beim entscheidenden Wurf voll auf ihr Knie, so dass sie angeschlagen in den nächsten Kampf gegen Marlene Gering aus Bamberg ging, die in Runde 1 überraschend die favorisierte Württembergische Meisterin Lara Angerer ausgeschaltet hatte. Eigentlich ideal für Lena, die sich aber nicht entfalten konnte, weil die Gegnerin ihre rechte Hand kontrollierte. Damit kam Lena rechts kaum zum Fassen und musste auf Linkstechniken umschalten. Eine Rückenlage von Lena nutzte ihre Gegnerin schließlich für einen Konter. Lena vermied zwar die Wertung, war dann am Boden aber so offen, dass ihre Gegnerin einen Haltegriff ansetzen konnte. Dieser war so stark, dass es keine Befreiungschance gab. Im Trostrundenkampf gegen die Freiburgerin Paula Heinrich, die sie bei der Badischen noch klar geschlagen hatte, wurde Lena eine Unachtsamkeit beim Übergang vom Stand in den Boden zum Verhängnis. Ihre Gegnerin nutzte die Situation aus und setzte einen Haltegriff an, den sie bis zum Ippon hielt. Damit war auch Lena Neunte, aber keineswegs traurig, denn sie erkannte: An einem Tag, an dem alles passt, kann sie jede schlagen.

 

Süddeutsche EM U15 am 20. Und 21. Oktober in Pforzheim:

  1. Platz:  Jennifer Piper (-52)

9. Plätze: Annabel Sigmund (-48)

                Emma Gadesmann (-48)

                Lena Riegert (-57)

               Linus Hollnagel (-43)

Trainer: Simon Meier, Herbert Frey