Glänzende Auftritte in Tiengen
Nach den tollen Leistungen, die unsere Wettkämpfer der U15 bei der Südbadischen Einzelmeisterschaft gezeigt haben, mischten sie am 7. Oktober auch bei der Badischen Meisterschaft in Tiengen kräftig mit, als es um die Vergabe der Medaillen ging.
So waren die Betreuer Hubert Gerspacher, Simon Meier und Herbert Frey am Ende rundum zufrieden mit den Auftritten ihrer Schützlinge, auch wenn das I-Tüpfelchen, nämlich ein Titel, nicht mit nach Hause genommen werden konnte.
Wie schon bei den Südbadischen, so gab auch bei den Badischen der einzige männliche Starter, Linus Hollnagel, in der Klasse bis 43 Kilo, die er wieder fast punktgenau brachte, die Richtung vor. Zum Auftakt ließ Linus nach einem Freilos in der ersten Runde Paul Huber aus Bruchhausen keine Chance. Nach zwei Waza-aris, die er für O-goshi und O-uchi-gari erhalten hatte, ließ er einen links angesetzten Uchi-mata folgen, für den es Ippon gab. Besser kann man nicht in ein Turnier starten! Dann wartete mit Ivan Lahno aus Heidelberg ein physisch starker Gegner, der vor allem einen guten Stand hatte. Der Heidelberger kämpfte abwartend und überließ Linus die Initiative. Nur mit Mühe konnte Lahno die Attacken von Linus abwehren mit der Folge, dass er sich gleich zwei Shidos wegen Inaktivität einhandelte. Dann aber nutzte er einen Uchi-mata-Ansatz von Linus zum Gegendreher (Uchi-mata-sukashi), für den es Waza-ari gab. Trotz weiterer Versuche von Linus, den Rückstand aufzuholen, brachte sein Gegner die Führung über die Zeit. Schlagbar aber war der Heidelberger auf jeden Fall. Beim Uchi-mata fehlte noch etwas die konsequente Körperdrehung. Diese unglückliche Niederlage steckte Linus glänzend weg. Mit Nikita Ogol vom BC Karlsruhe wartete in der Trostrunde gleich der nächste starke Gegner. Diesmal hatte es Linus mit einem deutlich offensiveren Widersacher zu tun, der vor allem im Bodenkampf gefährlich war. Aus einem Hebelansatz seines Gegners konnte sich Linus gerade noch herauswinden. Im Stand ließ sich Linus dann auf keine Experimente mehr ein und konzentrierte sich auf die Technik, die er am besten beherrscht: O-goshi links. Ein solcher brachte ihm dann auch den Sieg mit Ippon. Damit stand er im kleinen Finale gegen Artjom Shevchuk, ebenfalls vom BC Karlsruhe, den er ebenfalls mit einem dynamischen O-goshi aus der Linksausage mit Ippon bezwang. Für diesen fulminanten Wurf gab es Applaus aller am Mattenrand stehenden Zuschauer – inklusive des Landestrainers Philippe Tosseng, der seinen Gegner betreute. Wie stark Linus, der dem jüngsten U 15-Jahrgang angehört, war, machte die Tatsache deutlich, dass der einzige Gegner, dem er unterlag, nämlich Ivan Lahno, sich nicht einmal für die Süddeutschen qualifizieren konnte.
Die Mädchen setzten den Erfolgskurs, den Linus eingeschlagen hatte, fort. In der 48-Kilo-Kategorie marschierte Annabel Sigmund mit tollem, technischem und sehr variablen Judo durch das Turnier. Den Auftaktkampf gegen Pia Hofmann (Leutershausen) erledigte sie souverän: Nach zwei Waza-aris für einen Eindreher und einen Fußfeger nahm sie, so hatte es den Anschein, zunächst einen Gang raus und ließ auch ihre Gegnerin mal eindrehen. Allerdings nur, um sie gleich bei der ersten Aktion wegzukontern und dann in einen Haltegriff zu nehmen, den sie bis zum Ippon hielt. Die zweite Gegnerin, Paula Theißen aus Heidelberg, war gefährlich und versuchte es mit rechten Eindrehern. Annabel hielt aber mit einem Linksgriff dagegen und nutzte dann die Chance zum links angesetzten Eindreher, für den es Ippon gab. Elin Rupp aus Freiburg war die nächste, die Annabels Kampffreude zu spüren bekam. Schnell hatte Annabel für eine etwas undurchsichtige Aktion einen Waza-ari auf ihrem Konto. Die Entscheidung brachte erneut ein Tani-otoshi, mit dem sie ihre Gegnerin schwungvoll auf den Rücken warf. Ippon war die logische Folge. Auch Trainingskameradin Emma Gadesmann, bekam die gute Form von Annabel zu spüren: Einem links angesetzten Eindreher konnte Emma nicht standhalten, so dass sie mit Ippon geworfen wurde. Damit stand Annabel nur noch eine Gegnerin auf dem Weg zu Gold in dieser Sechsergruppe, in der nach dem Modus jede-gegen-jede gekämpft wurde, im Weg: Emily Merz aus Bruchhausen, die bis dahin auch jeden ihrer Kämpfe gewonnen hatte, so dass es zu einem echten Finale kam. Leider konnte Annabel in diesem letzten Kampf nicht ganz an ihre bislang gezeigten Leistungen anknüpfen, wobei die Gegnerin ihr das Leben auch sehr schwer machte. Nach einem zähen Ringen ohne Punktevorteil für eine Kämpferin, nutzte Merz eine Unaufmerksamkeit von Annabel zu einem Seoi-nage-Ansatz. Anabel reagierte in die falsche Richtung und lief der Gegnerin dadurch mehr oder weniger in den Wurf hinein. Vier vorzeitige Siege durch Ippon und nur eine Niederlage - die Bilanz von Annabel konnte sich am Ende wahrlich sehen lassen und wurde mit Silber belohnt.
Emma Gadesmann imponierte durch ihre Einstellung und zeigte als Wettkampfneuling von Kampf zu Kampf eine Steigerung, auch wenn es zu einem Sieg noch nicht ganz reichte. Toll war ihr Kampf gegen Blaugurtträgerin Pia Hofmann, gegen die sie mit einem Einhänger (Ko-soto-gake) einen Waza-ari erzielen konnte, was aber zum Sieg nicht reichte. Weil sich Paula Theißen verletzte, bevor sie gegen Emma antreten konnte, bekam Emma dieses Duell kampflos als Sieg zugesprochen, so dass sie sich als erste Fünftplatzierte für die Süddeutschen qualifizieren konnte.
In der Klasse bis 52 Kilo hatten wir mit Titelverteidigerin Jennifer Piper und Fabienne Läufer zwei starke Kämpferinnen im Rennen. In ihrem ersten Poolkampf hatte es Jennifer mit Hannah Stöckle von JSV Überlingen zu tun, die sich als äußerst unangenehme Gegnerin entpuppte. Beide Kämpferinnen neutralisierten sich, so dass es folgerichtig in den Golden Score ging, aus dem Jennifer schließlich als Siegerin hervorging. Sie war in dieser Verlängerung deutlich die Aktivere und zwang ihrer Gegnerin einen Shido auf, der ihr den Sieg brachte. Der zweite Poolkampf gegen Hannah Strohbach aus Leutersbach war dann eine klare Angelegenheit für Jennifer, die an einen links angesetzten Eindreher einen Haltegriff anschloss, den sie sicher bis zum Ippon hielt. Eine ganz enge Angelegenheit war dann wieder der dritte Poolkampf gegen Alexandra Hutzelmann vom JC Ettlingen. Jennifer, die konsequent auf ihre linken Eindrehtechniken setzte, konnte, wie ihre Gegnerin, keine Wertung erzielen und wurde schließlich kurz vor Kampfende mit Shido wegen vermeintlicher Inaktivität verwarnt, so dass sie den Kampf unglücklich verlor. Mit zwei Siegen und nur einer Niederlage sollte sie als Poolzweite aber sicher im Halbfinale sein – dachten die Betreuer. Doch über Rang zwei im Pool musste schließlich die Unterbewertung entscheiden und da hatte Jennifer leider die schlechteren Karten. Im anderen Pool erging es Fabienne Läufer nicht besser: Sie musste gegen Luna Abboud-Herbert (Konstanz) eine Niederlage hinnehmen und kämpfte dann gegen Michelle Schönberg (Heidelberg) verbissen um den Halbfinaleinzug. Doch leider vergebens: Eine unübersichtliche Situation beim Übergang vom Stand in den Boden nutzte ihre Gegnerin zum Haltegriff, aus dem Fabienne nicht mehr entkam. So mussten Jennifer und Fabienne den letzten Qualifikationsplatz für die Süddeutschen in dieser Gewichtsklasse gegeneinander auskämpfen, wobei Jennifer das bessere Ende für sich hatte. Wie eng es in dieser Kategorie zuging, zeigte der Sieg von Luna Abboud-Herbert, die Jennifer bei den südbadischen Meisterschaften klar auf Rang zwei verwiesen hatte.
In der stark besetzten Klasse bis 57 Kilo zeigte Lena Riegert einen ihrer besten Turnierauftritte. Sie war von der ersten Sekunde an voll da und ging aggressiv zur Sache. Cosima Stülpnagel aus Stegen ließ sie im ersten Kampf keine Chance. Nach Waza-ari für O-uchi-gari holte sie mit einem O-soto-gari gleich den nächsten Waza-ari, wobei sie mit zu Boden ging und ihre Gegnerin bis zum Ippon festhielt. Danach wartete mit Kaderkämpferin Lenya Lippert aus Heidelberg, die von Landestrainer Rok Kosir lautstark gecoacht wurde, ein anderes Kaliber auf Lena. Die enorm starke Heidelbergerin zwang Lena mit einer Eindrehtechnik, für die sie Waza-ari bekam, in einen Haltegriff. Mit großer Kraftanstrengung schaffte Lena aber die Befreiung und versuchte danach, das Tempo nochmals zu erhöhen. Da sie diesmal mit ihrem O-uchi-gari nicht zum Erfolg kam, schaltete Lena auf Eindreher um. Fünf Sekunden vor Schluss kam sie dann auch tatsächlich mit einer Art Tai-otoshi durch und erzielte einen Waza-ari. Noch vor Ablauf der letzten Sekunde konnte Lena ihre Gegnerin im Anschluss an den Wurf zudem in einen Haltegriff nehmen, den sie bis zum Ippon hielt. Als Dritte wartete Ellie Scott-Stewart (PS Karlsruhe), die in den vergangenen Jahren stets die Badischen Titel abgeräumt hat. Lena brache auch sie fast zur Verzweiflung. Leider konnte sie gegen Ende des Kampfes einen Wurf nur noch vermeiden, indem sie in die Knie ging, was ihre Gegnerin, die den Wurfansatz einfach weiterzog, zu einem Umdreher gegen den Kniestand nutzte, für den es Waza-ari gab. Leider konnte Lena diesen Rückstand in der kurzen noch verbleibenden Zeit nicht mehr aufholen. Als Poolzweite stand sie aber im Halbfinale. Hier traf sie auf Paula Heinrich aus Freiburg, der sie bei der südbadischen Meisterschaft noch unglücklich unterlegen war. Lena dominierte den Kampf diesmal so stark, dass sie ihre Gegnerin fast ein wenig einschüchtert wirkte. Nach kurzer Zeit war die Begegnung dann auch vorbei: Lena nutzte einen Stand-Boden-Übergang, um ihre Gegnerin auf den Rücken zu drehen und festzuhalten. Mit diesem schnellen Ipponsieg zog sie ins Finale ein, in dem sie erneut auf Ellie Scott-Stewart traf, die in ihrem Halbfinale gegen Franziska Höcherl aus Tauberbischofsheim deutlich mehr Kraft gelassen hatte. Im Finale entwickelte sich ein toller Fight, den zunächst die Karlsruherin dominierte, die schnell mit Waza-ari in Führung ging. Doch je länger der Kampf dauerte, je stärker wurde Lena, die es schließlich schaffte, mit einem überraschend aus dem O-goshi-Griff heraus angesetzten O-soto-gari zum Ausgleich zu kommen. Für diesen Wurf hätte es durchaus auch Ippon geben können. So aber ging es in den Golden Score, in dem es der Karlsruherin schließlich mit letzter Kraft gelang, Lena in einen Sankaku-gatame zu nehmen und so die entscheidende Wertung zu erzielen. Für Lena sprang am Ende nicht nur die Silbermedaille heraus, sondern auch die Nominierung durch Rok für den folgenden Kaderlehrgang.
Badische Einzelmeisterschaft U15 am 7. Oktober in Tiengen:
1. Plätze: Annabel Sigmund (-48)
Lena Riegert (-57)
3. Platz: Linus Hollnagel (-43)
5. Plätze: Emma Gadesmann (-48)
Jennifer Piper (-52)
Fabienne Läufer (-52)