(Fast) optimale Ausbeute

Mit sechs Teilnehmern, verteilt auf vier Gewichtsklassen, nahmen wir  an der südbadischen Einzelmeisterschaft der Altersklasse U15 am 24. September in Lörrach teil. Vier Goldmedaillen wären also möglich gewesen...

Geholt haben wir schließlich drei, plus eine Silber- sowie zwei Bronzemedaillen! Doch der Reihe nach. Den Auftakt machte als einziger Junge nach langem Warten Linus Hollnagel in der Kategorie bis 43 Kilo. In dieser hatte er zwar nur einen Gegner, dieser war mit Arian Murati vom Judoteam Singen aber enorm stark. Linus ließ sich von dem Blaugurtträger aber nicht den Schneid abkaufen, sondern hielt voll dagegen. Mit einem Eindreher konnte der Singener zunächst werfen, doch Linus landete mehr auf dem Bauch als auf der Seite, so dass es strittig war, ob es eine Wertung geben würde. Nach einer Diskussion der Kampfrichter gab es schließlich den Waza-ari für Murati, was Linus aber nicht aus dem Konzept brachte. Er wusste, dass der Singener nun wohl die Entscheidung suchen würde und stellte sich darauf ein. Genau so kam es dann auch: Der Gegner drehte ein und Linus konterte mit einem fulminanten Tani-otoshi, mit dem er Murati voll auf den Rücken warf. Den anschließenden Haltegriff brauchte es nicht mehr, denn da gab es keine Diskussion: Mit einem spektakulären Ippon beendete Linus den Kampf vorzeitig. „Der Gegner hat mich vielleicht etwas unterschätzt“, vermutete er nach dem Gefecht. Das dürfte wohl nicht mehr vorkommen.

Die Mädchen knüpften an diese Leistung nahtlos an: In der Klasse bis 48 Kilo hatten wir mit Annabel Sigmund und Emma Gadesmann zwei Kämpferinnen am Start.  Während Annabel ihre ganze Erfahrung ausspielte, trat Emma nach den Baden-Württembergischen Titelkämpfen im Frühjahr erst zum zweiten Mal bei einer Meisterschaft an. Sie gehört dem jüngsten U15-Jahrgang an und ist ein großes Talent. Das wurde bei ihren starken Auftritten deutlich, auch wenn diese gegen Elin Rupp aus Freiburg und Annabel verloren gingen. Gegen die Freiburgerin setzte sich Emma aber beherzt zur Wehr und konnte mit O-uchi-gari auch eine Wertung erzielen. Dann aber war die Freiburgerin ebenfalls mit O-uchi-gari erfolgreich, an den sie einen Haltegriff anschloss. Leider schaffte es Emma nicht, ihre Gegnerin in die Beinklammer zu nehmen, so dass Rupp den Haltegriff über die Zeit brachte. Nachdem Annabel gegen Emma ebenfalls mit Haltegriff gewonnen hatte, kam es in dieser nur mit drei Kämpferinnen besetzten Klasse zum „Endkampf“ zwischen Elin Rupp und Annabel. Und in diesem machte Annabel kurzen Prozess: Sie drehte links zu Tai-otoshi ein und holte ihre Gegnerin gleich mit dem ersten Ansatz von den Beinen. Ein Ippon war der Lohn für diese tolle Technik.

Mit fünf Gegnerinnen, aufgeteilt in zwei Pools, hatten es Jennifer Piper und Fabienne Läufer in der Klasse bis 52 Kilo zu tun.  Fabienne erwischte in ihrem ersten Poolkampf gegen Hannah Stöckle vom JSV Überlingen keinen optimalen Start. Nach einem verbissen geführten Gefecht musste sie sich am Boden ihrer Gegnerin beugen, die einen Hebel ansetzen konnte, aus dem es kein Entrinnen gab.  Im zweiten Poolkampf setzte sich Fabienne dann überlegen gegen Alina Stückmeier (Grenzach-Wyhlen) durch. Ein O-uchi-gari, für den es Waza-ari gab, führte zum Bodenkampf, in dem Fabienne ihre Klasse ausspielte. Die Beinklammer ihrer Gegnerin konnte sie lösen und in einen Haltegriff übergehen, den sie bis zum Ippon hielt. Damit war sie als Poolzweite im Halbfinale. Jennifer legte in ihrem ersten Poolkampf gegen Eva Gerschütz aus Stegen  gleich mächtig los.  Nach nicht einmal einer Minute hatte sie bereits zwei Waza-ari für Tai-otoshi und O-goshi auf dem Konto, bevor ihr im Bodenkampf ein Umdreher gelang, der direkt in einen Haltegriff mündete. Souverän brachte Jennifer diesen über die Zeit. Gegen die starke Luna Abboud-Herbert aus Konstanz musste sie dann aber kurz vor Schluss, nach einem dominant geführten Kampf, eine Niederlage hinnehmen. Ihre Gegnerin kam zu einem Eindreher, den Jennifer kontern wollte. Leider kam der Tani-otoshi-Ansatz den Bruchteil einer Sekunde zu spät, so dass ihre Gegnerin zu  Ko-uchi-gari umschaltete und den Konteransatz übernahm. Trotz dieser Ipponniederlage kam auch Jennifer als Poolzweite ins Halbfinale. In diesem setzt sie sich schnell und kraftsparend mit Tai-otoshi und anschließendem Haltegriff gegen Hannah Stöckle durch. Fabienne verlangte in ihrem Halbfinale Luna  Abboud-Herbert alles ab, geriet aber in einen Sankaku-Haltgriff, aus dem sie sich nicht mehr befreien konnte. So traf Jennifer im Finale erneut auf Abboud-Herbert, die sie diesmal voll im Griff hatte. Konsequent links kämpfend, attackierte sie ihre Gegnerin ständig, die immer mehr Mühe hatte, eine Wertung zu vermeiden. Einen Stand-Boden-Übergang nutzte Jennifer schließlich clever aus und zwang ihre Gegnerin in einen Haltegriff. Dieser war so stark, dass die Konstanzerin entnervt abschlug. Damit hatte nach Annabel auch Jennifer den Titel geholt.  Das letzte heiße Eisen, das wir im Feuer hatten, war schließlich Lena Riegert, die mit viel Disziplin ebenso wie Jennifer ihr Gesicht gehalten hatte und noch einmal das Limit bis 57 Kilo brachte. Gewohnt aggressiv ging Lena gegen Cosima Stülpnagel (Stegen) zu Werke, die  keine Chance hatte. Nach zwei Waza-ari für O-uchi-gari und für eine Ogoshi-O-uchi-gari Kombination ließ sie einen dritten Wazar-ari folgen, an den sie einen Haltegriff anschloss, der ihr den vorzeitigen Sieg mit Ippon brachte.  Im zweiten Kampf gegen Anastasia Kakunin (Haltingen) dasselbe Bild. Nur dass Lena den Kampf diesmal direkt mit O-uchi-gari, für den es Ippon gab, beendete. Dass sie zuvor eine Strafe wegen vermeintlichen Nackengriffes kassiert hatte, hatte sie nicht aus dem Konzept gebracht. Leider  führte dann aber das Umstellen von O-uchi-gari auf eine Eindrehtechnik im letzten und entscheidenden Kampf gegen die Freiburgerin Paula Heinrich etwas zur Verunsicherung, obwohl Lena zunächst in Führung ging.  Einen missglückten Ansatz von Lena nutzte die Gegnerin zu einem Übergang in einen Haltegriff, aus dem Lena nicht mehr entkam.  Ihre starke Leistung wurde mit Silber belohnt. 

Insgesamt hatte sich gezeigt, dass das Kadertraining in der Schweiz (und natürlich auch die Lehrgänge der Kaderkämpferinnen Jennifer, Annabel und Fabienne) bereits Früchte trägt. Gerade die „kleinen Situationen“ - da wäre vor allem der Übergang vom Stand in die Bodenlage zu nennen – lösten unsere Judoka durch schnelles Reagieren meist cleverer als die Gegner.

Ganz besonderen Seltenheitswert haben übrigens die Urkunden, die es bei der Siegerehrung gab: Darauf prangte nämlich in großen Lettern eine offenbar ganz neue Sportart namens JUDU. Erst ganz am Ende wurde dieser Druckfehler bemerkt.

Südbadische Einzelmeisterschaft der U15 am 24. September in Lörrach:

Linus Hollnagel (-43 Kilo): 1.Platz

Annabel Sigmund (-48 Kilo): 1. Platz

Jennifer Piper (-52 Kilo): 1. Platz

Lena Riegert (-57 Kilo): 2. Platz

Emma Gadesmann (bis 48 Kilo): 3. Platz

Betreuer: Tina Hauert, Hubert Gerspacher, Herbert Frey